Kein Weg führt an Joyce vobei

Betreiber PJ Murphy und seine Assistentin

Heute möchte ich meinen Blogpost James Joyce widmen – einen der wichtigsten und einflussreichsten irischen Autoren. Sein berühmter Roman Ulysses, der zu den absoluten Klassikern der irischen Literatur gehört, ist im Grunde die Universalbibel der Dubliner. Der Roman spielt im Laufe eines einzigen Tages in Dublin und schildert die Gedanken, Erfahrungen und Gefühlsleben des Leopold Blooms. Dabei werden Themen wie Identität, Sexualität, Religion und das menschliche Dasein behandelt. Besonders bekannt ist er für seine umfassende Verwendung des inneren Monologs im letzen Kapitel, indem wir in die Gedankenwelt der Molly Bloom – Leopolds Freundin einsteigen.

Keine leichte Literatur

Um ehrlich zu sein: Ich habe das Buch nicht gelesen… Oder besser gesagt: Ich habe mich noch nicht daran gewagt, das Buch zu lesen. Ulysses ist kein Buch, das man mal eben so locker am Strand durchliest. Es gilt nicht umsonst als eines der schwierigsten Büchern der modernen Literatur. Das Werk hat keine lineare Erzählung, es gibt keine klare Erzählinstanz, SEHR wenig tatsächliche Handlung und zieht sich über Hunderte von Seiten … Teile sind sogar auf Altenglisch geschrieben – es ist eben…. sehr experimentell. Da das Werk in Dublin und Irland so einen großen Stellenwert hat, habe ich mich dazu durchgerungen, ein paar Kapitel durchzulesen. Ohne mir vorher Zusammenfassungen durchzulesen oder mir Podcasts, die das Buch besprechen anzuhören, wäre es mir auch deutlich schwerer gefallen, es zu verstehen. Dublin selbst zelebriert seinen weltbekannten Autor und ihr könnt in ganz Dublin auf seine Spuren gehen- sei es im Literaturmuseum, im Joyce Tower in Dun Laoghaire oder in Sweny’s Pharmacy.

Sweny’s Pharmacy

Zudem habe ich eine echte Dubliner Berühmtheit getroffen, die vermutlich eine der größten Joyce-Fans der Welt ist. Ihr findet ihn in “Sweny’s Pharmacy” im Herzen von Dublins südlicher Innenstadt. Sweny’s Pharmacy ist eigentlich ein fiktiver Ort im Roman – eine Apotheke – in der Leopold Bloom seiner Frau Molly ein Stück Seife kauft. Heute im ‘realen’ Dublin ist es eine Buchhandlung, die Ulysses in vielen verschiedenen Übersetzungen anbietet. Ich wollte mit einer Freundin eigentlich in den Phonenix Park gehen. Da es aber anfing, wie aus Eimern zu schütten kam uns die Idee, Sweny’s zu besuchen. Wir betraten den Raum mit seinen vielen kleinen bunten Apotheken-Fläschchen und alten Büchern. An den Wänden hingen überall Fotos und Skizzen von Joyce. Nach kurzer Zeit betrat dann auch die Berühmtheit den Laden: PJ Murphy. Ein wirklich witziger Typ, der mit guter Laune und einer schwedischen Reisegruppe im Schlepptau die kleine Buchhandlung betrat. Als er uns sah, verwickelte er uns direkt in ein Gespräch. Er war sehr freundlich und daran interessiert, wo wir herkamen und ob wir bereits Ulysses gelesen hätten. Er zeigte uns die verschiedenen Ausgaben des Romans sowie die gemalten Bilder von Joyce, die im Regal standen. Dann durften wir noch seiner Gesangseinlage eines irischen Liedes auf seiner Gitarre lauschen – Ein Joyce-Fan mit wahrem Unterhaltungsfaktor!

Bloomsday

Eine der ersten Ausgaben des Romans. Fotos: Laura Klöppinger

Ulysses hat sogar seinen eigenen Feiertag: Am Bloomsday, dem 16. Juni, wird Joyces Werk in Dublin gefeiert. Die Menschen verkleiden sich in edwardianischer Mode, nehmen an Stadtführungen, dramatischen Inszenierungen oder Lesungen teil. Da dieser Tag genau in meinen Praktikumszeitraum fiel, entschied ich mich, mich einer der Führungen anzuschließen. Dazu mehr in meinem Blogpost Bloomsday.