Mein Studium

Meinen Bachelor habe ich in den Fächern Anglistik und Germanistik an der Universität Münster mit Didaktik im Nebenfach gemacht. Dieses hatte ich damals gewählt, da ich mir noch offen halten wollte, einen Master of Education anzuschließen. Dies ehrlich gesagt aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus, damit ich noch immer das “Back Up” hätte, eine vorgefertigte Berufslaufbahn einzuschlagen. Nach meinem Schulpraktikum im zweiten Semester wurde für mich aber schnell klar, dass ich einen rein fachlichen Master machen werde.

Seit Herbst 2021 studiere ich an der Universität Duisburg-Essen im Master of Arts Anglophone Studies mit dem Schwerpunkt auf Britische-  und Postkoloniale Studien sowie Germanistik mit dem Schwerpunkt Literaturwissenschaft. Die Inhalte und Ziele des Studiums möchte ich euch hier einmal vorstellen.

Britische- und Postkoloniale Studien

Zu diesem Gebiet hatte ich während des Bachelors relativ wenig Bezug, da man sich dort noch auf kein spezifisches Themenfeld konzentriert (Außer der Wahl zwischen einem Literatur Schwerpunkt oder einem Linguistik Schwerpunkt). In den Postkolonialen Studien setzt man sich mit der Geschichte, Sprache und Kultur der ehemaligen englischen Kolonien auseinander. Der kritische Blick auf die Nachwirkungen der Kolonialzeit und die europäische Wahrnehmung nicht-westlicher Länder (Eurozentrismus) steht hierbei im Vordergrund.

Lesen werdet ihr hier vor allem Edward Said, Homi Bhabha, Frantz Fanon oder Stuart Hall. Es gilt allgemein: lesen, lesen, lesen. Auf Basis der Texte werdet ihr dann in Seminaren verschiedene kulturelle Phänomene diskutieren wie zum Beispiel:

Wie beeinflusst der Kolonialismus die Identität und die Kultur von Menschen? Wie werden koloniale Erfahrungen in der Literatur dargestellt? Welche Überschneidungen gibt es zwischen Postkolonialismus und dem Thema ‘Class’ oder ‘Gender’? Was sind die Auswirkungen des Kolonialismus auf das Hier und Heute? Wie wird Sprache als Mittel von Macht genutzt?

Die Britischen Studien hingegen beschäftigen sich mit der Kultur, Literatur und Sprache der Anglophonen Sprachräume. Ihr analysiert und diskutiert Werke von Autor:innen aus dem anglophonen Sprachraum wie Shakespeare, Seamus Heaney, James Boswell oder Virginia Woolf.

Der Studiengang Britische-und Postkoloniale Studien fördert vor allem eure fremdkulturellen und interkulturellen Kompetenzen. Im Verlauf des Studiums werdet ihr:

  1. Problemlösungsverhalten entwickeln: Eure Fähigkeiten zur Problemlösung sollen gestärkt werden, um euch optimal auf interkulturelle Herausforderungen vorzubereiten.
  2. Ausbildung in Kultur- und Literaturtheorie: Ihr erhaltet eine umfassende Ausbildung in Kultur- und Literaturtheorie, um einen starken theoretischen Zugang zu kulturellen Phänomenen zu entwickeln.
  3. Fokus auf die Britische und postkoloniale anglophone Welt: Euer Verständnis für die britische und postkoloniale anglophone Welt wird vertieft, wobei historische und zeitgenössische Aspekte berücksichtigt werden.
  4. Weiterentwicklung der Sprachbeherrschung: Da alle Lehrveranstaltungen auf Englisch stattfinden, habt ihr die Gelegenheit, eure Sprachkenntnisse zu verbessern und eure kommunikativen Fähigkeiten zu stärken.
  5. Vertiefte Kenntnisse der britischen und/oder postkolonialen Literaturen: Ein Schwerpunkt liegt auf der intensiven Auseinandersetzung mit der britischen und/oder postkolonialen Literatur, um euch mit repräsentativen Autoren und Werken vertraut zu machen.
  6. Ausbau wissenschaftlicher und methodischer Kompetenzen: Eure Entwicklung von wissenschaftlichen und methodischen Fähigkeiten im eigenständigen Umgang mit narrativen, dramatischen und lyrischen Texten wird unterstützt.
  7. Kulturwissenschaftliche Ausbildung: Ihr erhaltet eine umfassende kulturwissenschaftliche Ausbildung, um ein tiefgreifendes Verständnis für kulturelle Phänomene zu entwickeln.
  8. Kenntnisse über die anglophone Welt: Neben der britischen Kultur werden euch auch Kenntnisse über die anglophone Welt vermittelt, um euer interkulturelles Verständnis breit zu fördern.

Mehr zu dem Studiengang könnt ihr auf der Website der Universität Duisburg-Essen lesen. Auch die Universität Münster bietet einen ähnlichen Studiengang an.

Germanistik (mit Schwerpunkt Literaturwissenschaft)

Ich habe mich immer schon für Sprachen interessiert, hatte Spaß daran, Literatur zu analysieren und  Interesse an geschichtlichen, gesellschaftlichen und politischen Themen. Das mag beim Blick auf die Fächerkombination erst mal gar nicht so offensichtlich erscheinen, doch die Fächer sind unglaublich disziplinär. Literatur wird im Studium immer in ihren geschichtlichen Kontext eingeordnet, mit aktuellen Phänomenen verglichen, auf politische Themen untersucht. Angenommen ihr lest “Die Leiden des Jungen Werther” –  In welcher Epoche befinden wir uns? Was war das damalige Verständnis von Ehe? Wie war die politische Situation? Wie wird Liebe in dem Roman behandelt? Was ist das Frauenbild? Aktuell verfasse ich zum Beispiel eine Hausarbeit zum  Thema weibliche Autorschaft um 1800, in der ich Literatur von weiblichen Schriftstellerinnen auf ihre Normbrüche hin analysiere. Um Literatur von Schriftstellerinnen aus der Zeit zu analysieren und zu deuten, muss ich mich gleichzeitig mit Themen wie Feminismus, preußisches Eherecht, das Patriarchat um 1800 oder Darstellungen von Frauen in der Literatur beschäftigen. Mit Hausarbeiten müsst ihr euch im Germanistikstudium übrigens wirklich anfreunden. In meine Master hatte ich tatsächlich keine einzige Klausur – jede Prüfungsleistung war eine Hausarbeit.

Im Studium der Germanistik mit Schwerpunkt auf Literaturwissenschaften erlangt man eine Vielzahl von Fähigkeiten, die sowohl im akademischen Bereich als auch in verschiedenen beruflichen Kontexten von großem Nutzen sein können. Hier ist eine Liste solcher Fähigkeiten:

  1. Analytische Fähigkeiten: Die Fähigkeit, literarische Texte auf einer tieferen Ebene zu analysieren und zu interpretieren.
  2. Kritisches Denken: Die Fähigkeit, literarische Werke und deren Kontext kritisch zu hinterfragen und verschiedene Perspektiven einzunehmen.
  3. Sprachkompetenz: Vertiefte Kenntnisse der deutschen Sprache in Bezug auf Grammatik, Stilistik und Ausdruck, sowohl in mündlicher als auch schriftlicher Form.
  4. Forschungskompetenz: Die Fähigkeit, effektiv in wissenschaftlichen Bibliotheken zu recherchieren, Quellen zu bewerten und akademische Texte zu verfassen.
  5. Interkulturelle Kompetenz: Verständnis für die kulturellen Hintergründe, die in literarischen Werken reflektiert werden, sowie die Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu erkennen und zu schätzen.
  6. Kommunikationsfähigkeiten: Die Fähigkeit, komplexe literarische Ideen klar und überzeugend mündlich und schriftlich zu kommunizieren.
  7. Selbstorganisation: Die Fähigkeit, Projekte zu planen, zeitliche Ressourcen effizient zu nutzen und eigenständig zu arbeiten.
  8. Teamarbeit: Die Bereitschaft und Fähigkeit, in Gruppen zu arbeiten, sei es in Seminaren, Projekten oder Forschungsteams.
  9. Kreativität: Die Fähigkeit, innovative Ansätze zur Interpretation von literarischen Werken zu entwickeln.
  10. Präsentationskompetenz: Die Fähigkeit, Forschungsergebnisse oder literarische Analysen überzeugend und anschaulich zu präsentieren.
  11. Wissenschaftliche Integrität: Verständnis und Anwendung ethischer Grundsätze in der Forschung und im Umgang mit wissenschaftlichem Material.
  12. Digitale Kompetenz: Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Ressourcen, Online-Recherche, und digitalem Publizieren.

Diese Fähigkeiten qualifizieren euch nicht nur für akademische Laufbahnen, sondern auch für Berufe in den Bereichen Kulturmanagement, Verlagswesen, Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit und interkulturelle Kommunikation – Wie ihr merkt: eine ganze Menge 😉

Foto: Laura Klöppinger